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Beziehungsgeschichten im Jetzt...

Liebe braucht auch: Entscheidung

Gepostet Von am 21. Februar 2014 in Beziehungsgeschichten | Keine Kommentare

Liebe braucht auch: Entscheidung© privat/Evangelische Frauen in Deutschland e.V.

Münster 1965, Zeit der Studentenbewegung. Monika ist neu in der Universitätsstadt, die junge Psychologiestudentin kennt noch niemanden. Etwas verspätet zur ersten Vorbesprechung des Pflichtpraktikums kommt ein Mitstudent, „der mir schon älter vorkam und sehr erfahren aussah“. Aus einem gemeinsamen Praktikum und dem aktiven Engagement in der Studentenbewegung wird mehr. „Ich war damals sehr verliebt in Jochen, und ich hab’ ihn immer noch lieb“, sagt sie heute. 44 Jahre sind Monika und Jochen verheiratet. Ob die Liebe für ein ganzes Leben reichen würde, war allerdings nicht immer klar.

„Es gehört immer wieder eine Entscheidung dazu, in der Liebe zu bleiben. Das weiß man am Anfang aber so noch nicht.“ Sie trennen sich, kommen wieder zusammen, sie verloben sich. Nach dem Examen geht Jochen nach Süddeutschland, Monika folgt ein halbes Jahr später.

„In den anfänglichen Krisen hilft es auch nicht, wenn man Psychologie studiert hat.“

Die beiden heiraten 1970. Sie müssen ihren Platz im Leben finden, der Beruf ist beiden wichtig. Um berufstätig zu werden, hätte die junge Psychologin damals rein rechtlich gesehen die Erlaubnis ihres Mannes benötigt. Für den allerdings ist es selbstverständlich, dass sie arbeitet. Sie baut eine diakonische Ehe-, Lebens- und Erziehungsberatung auf. „Die gab es damals noch selten. Und von Ehe hatte ich wenig Ahnung, auch wenn ich mit meinem Mann schon ein paar Jahre zusammen war.“ Die Realität macht auch vor der eigenen Beziehung nicht Halt: Die Verliebtheit der ersten Jahre geht in den Alltag über, es kommt wie anderswo auch zu Verletzungen und Enttäuschungen. Die Liebe wird ein bisschen fadenscheinig.

„In den anfänglichen Krisen hilft es auch nicht, wenn man Psychologie studiert hat“, gesteht die langjährige Eheberaterin. Was half war, dass sie und ihr Mann ähnliche Einstellungen hatten und im Alltag gut miteinander harmonierten. „Mit einem anderen Mann hätte ich mir das nicht vorstellen können.“ Nach fünf Jahren wird die erste Tochter geboren, zwei Jahre später die zweite. Die Elternschaft rückt nach vorne. „Mit unseren Kindern, das war eine schöne Zeit.“

„Es ist ja nicht so, dass die Liebe mal da ist und dann weg. Sie wird nur dünner.“

Nach zwei Jahrzehnten von den Pflichten der Elternschaft befreit engagieren sich beide beruflich noch stärker als bisher. „Ich habe mich gefreut, dass ich endlich nicht mehr darauf achten musste, wann ich nach Hause komme.“ Sie hatten einander immer die Eigenständigkeit gelassen, aber jetzt lebt jeder sein eigenes Leben. Die Balance zwischen Nähe und Distanz in der Partnerschaft wird empfindlich gestört. Monika und Jochen erleben, was passiert, wenn man sich nicht mehr aufeinander einlässt, nicht mehr achtsam für den anderen ist. „Wir hatten uns auseinander entwickelt, wir hatten uns nichts mehr zu sagen.“ Die Frage der Trennung steht im Raum – auch nach so langer Zeit.

Liebe braucht immer wieder Entscheidung. „Das habe ich erst nach und nach begriffen.“ Bei der jetzt anstehenden Frage – „Schaffen wir es, miteinander alt zu werden? – wird diese Erfahrung wegleitend. „Es ist ja nicht so, dass die Liebe mal da ist und dann weg. Sie wird nur dünner.“ Dann ist Achtsamkeit gefragt. Wache Augen für den Partner und das ernsthafte Überlegen, ob man noch freiwillig zusammen sein will. Und eben die Entscheidung, den Partner mit liebevollen Augen anzuschauen. „Ja, ich will ihn lieben. Mit zunehmendem Alter ist mir das leichter gefallen.“ Eine Entscheidung, die Zeit braucht und das miteinander reden.

“Erotik darf auch aus einer langjährigen Ehe nicht verschwinden.”

Es hilft, dass es nicht die erste Krise ist, die anfragt. Es gibt eine lange Strecke gemeinsamen Lebens. Man selbst ist reifer geworden.

Reifer geworden ist auch die Liebe. Verliebtheit macht zwar das Leben richtig bunt, hält aber nicht ewig. „Es muss eine andere Qualität hineinkommen.“ Dem Anderen Gutes zu wollen beispielsweise, sich gegenseitig zu unterstützen, sich zu respektieren oder sich beim anderen geborgen fühlen zu können. „Es sind ganz viele Facetten, die dazukommen. Aspekte der freundschaftlichen Liebe, des Vertrauens – wobei ich nicht sagen will, dass die Erotik aus einer langjährigen Ehe verschwinden darf.“

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